„Ich müsste unbedingt wieder regelmäßig Sport machen….“
„Schon wieder suche ich seit Minuten nach einem Dokument…ich sollte endlich mal meinen Schreibtisch richtig sortieren / aufräumen…“
Du kennst solche Gedanken? Ja, wer nicht 😊?
Wenn Du wirklich wieder Sport machen willst und gern einen aufgeräumten Schreibtisch hättest – und vielleicht auch andere in deiner Umgebung zu ihrem Besten motivieren willst, dann lies hier auf jeden Fall weiter!
Was ist eigentlich Motivation…und können wir sie verlieren?
Wenn wir „hochmotiviert“ sind, brauchen wir in der Regel keine hohe Disziplin aufzuwenden, um etwas zu beginnen und zu tun. Wir sind begeistert, freuen uns auf die Tätigkeit und/oder auf das Ergebnis und können stundenlang ohne Pause daran arbeiten…unser ganzer Körper und Geist schreien förmlich: „Ich will…!“
Doch wenn wir lästige Aufgaben ewig vor uns herschieben, bemerken wir oft: „Mir fehlt einfach die Motivation…“
Ist das so?
Dass wir manchmal KEINE Motivation haben – diese also scheinbar irgendwie „abhanden“ gekommen ist – stimmt nur oberflächlich. Denn jeder Mensch ist grundsätzlich mit einer inneren Motivation ausgestattet. Um diese zu finden und zu nutzen, lohnt es sich herauszufinden, WOFÜR und aus welchem Grund wir uns bewegen würden!
Das ist der Schlüssel zum Startschuss…denn haben wir erst einmal mit einer Aktivität begonnen, ist der schwierigste Teil geschafft!!
Und weil das für jeden Menschen ganz andere Gründe sein können, machen auch Ratschläge und Anweisungen von außen wenig Sinn.
Mal ehrlich: Wenn Dir dein Partner jeden Tag sagt, dass Du doch eigentlich zum Sport gehen wolltest und dass das unheimlich gesund für dich wäre, würdest Du genau deswegen hingehen? …oder würdest Du eher mit dir selbst unzufrieden sein und dich gleichzeitig rechtfertigen, warum du heute wieder nicht gehst?
Einen ANDEREN Menschen mit DEINEN Argumenten motivieren zu wollen, ist gut gemeint, doch in den meisten Fällen wenig von Erfolg gekrönt…
Aber wenn er dich fragen würde: „Sag mal, falls DU Dich heute entscheiden würdest, Sport zu machen, warum könntest Du das tun wollen?“
Der größte innere Motivator ist dein eigenes WARUM zu erkennen und Deine eigenständige Entscheidung zu einer Handlung! Und NUR SO kannst Du auch andere Menschen dauerhaft motivieren > nämlich indem Du sie dabei unterstützt ihren eigenen Antrieb zu finden!
Extrinsische und intrinsische Motivation
Ich höre schon einige von euch aufschreien und sagen: “Nein, das stimmt nicht – ich habe auch schon Mitarbeiter / Freunde, etc. von außen motiviert.” Ja, das ist natürlich richtig!
Du kannst Deine Mitarbeiter motivieren, indem Du einen Bonus auszahlst oder indem Du einen freien Tag für die Wochenendarbeit anbietest. Und sicher kannst Du auch dein Kind motivieren, Hausaufgaben zu machen, wenn Du ihm ein Eis anbietest oder längere PC-Spielzeit, etc…
Das nennt man extrinsische Motivation – und seine Wirkung ist nicht von der Hand zu weisen, wenn man mit den „richtigen“ Mitteln lockt, die natürlich auch von Mensch zu Mensch verschieden sein können.
Ein Bonus hat z.B. auch etwas mit Wertschätzung zu tun und ist absolut geeignet um einen MA zu motivieren….
Allerdings – wenn die intrinsische Motivation fehlt – ist die Begeisterung für die Arbeit oder die guten Leistungen meist nicht von Dauer. Und der gute Wille bricht komplett weg, sollte die „Belohnung“ von außen mal fehlen. Dann schlägt es meistens in Frust um und eine Verweigerung ist die Folge.
IDEAL ist eine Kombination aus beidem – jedoch ist die stärkste Antriebsfeder die innere „persönliche“ Motivation. Die extrinsische Motivation kann aber als guter Verstärker und Stabilisator dienen.
Um diese innere Triebfeder als Motivator zu nutzen wurde die Methode Instant Influence (also quasi: „sofortige Einflussnahme“) entwickelt.
Informationen zur Herkunft und psychologischen Hintergründen
1.) Ziele der Methode “Instant Influence”
- Die intrinsische Motivation des Gegenübers für eine Veränderung finden, d.h. ihn unterstützen, das eigene “Warum” zu finden.
- Bei Entscheidungs-Blockaden, einen Weg zum ersten Handeln (kleinstmöglicher Schritt) finden, um ins Tun zu kommen.
- Schnelle Einflussnahme bei selbstschädigendem Verhalten des Anderen.
2.) Entstehung
- Die Methode entstand im Bereich der Notaufnahme und Traumazentren, um in kurzer Zeit (Zeit des Klinikaufenthalts) Sucht- oder Psychiatrie-Patienten zu einem Lebenswandel zu bewegen.
- Entwickelt von Michael V. Panthalon. Psychologe, Therapeut, Motivationstrainer und Autor. Unterrichtet und forscht an der Yale School of Medicine, USA.
3.) Grundprinzipien & psychologische Basis
- Jeder Mensch ist autonom in seiner Entscheidung
Gesetz der „psychologischen Reaktanz“: In der Regel reagiert ein Mensch auf Dinge, die ihm vorgeschrieben werden (selbst wenn er das eigentlich auch so sieht) eher mit Ablehnung. FAZIT: Statt Anweisung, Drohung, Ratschlägen > die Autonomie des Klienten stärken. - Jeder trägt die Motivation in sich, sich zu entwickeln
Intrinsische Motivation ist einer der stärksten Eigenkräfte um etwas zu bewirken (wie auch diverse Studien des Gallup-Institut u.a. belegen) – durch Finden der eigenen Gründe für eine Veränderung, werden diese Kräfte freigesetzt. - Fokus auf Motivation zu lenken ist hilfreicher als sich auf die Widerstände zu konzentrieren.
Die widersprüchliche Vorstellung zwischen Selbstwahrnehmung und den eigenen Ansprüchen/Überzeugungen, führt oft zu Unzufriedenheit und hindert uns daran ein Vorhaben überhaupt zu beginnen, weil es uns zu groß, zu schwer, zu lang oder zu anstrengend erscheint.
Die Vereinbarung kleinstmöglicher erster Schritte bewirkt einen verringerten Anspruch an das zu erreichende (erste) Ergebnis und schon kleinste positive Erfahrungen (durch Tun dieses Schrittes) führen zu einer positiveren Selbstwahrnehmung und steigern damit weiter die Motivation.
Voraussetzungen: WANN funktionieren die 6 Schritte?
Sie funktionieren mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, wenn
- Deine innere Haltung wertschätzend der anderen Person gegenüber ist.
- Du ehrlich die Autonomie des anderen wahren willst, es also ein Gespräch auf Augenhöhe ist, bei dem der andere frei entscheidet, was er tun wird.
- Es um eine Aufgabe geht, die der andere wirklich frei entscheiden kann (ansonsten weise ihn vorher auf den Rahmen hin, der in seinem Spielraum liegt)
- Wenn Du die Verantwortung und die Konsequenzen für sein TUN bei ihm lassen kannst.
Die Methode ist nicht zu empfehlen,
- Wenn Du innerlich den Drang spürst, dass Du den anderen manipulieren bzw. dominieren willst oder beweisen willst, dass Du recht hast. Dann hat das nichts mit Motivation zu tun.
- Falls es eine Situation gibt, in der der andere keinen oder nur einen begrenzten Entscheidungsspielraum hat, kannst Du das offen sagen und nicht unter dem Deckmantel des „Motivationsgesprächs“ hoffen, dass er sich „zufällig“ selber dafür entscheidet.
Offene Karten sind immer eine gute Basis.
- So kannst Du z.B. sagen: Ganz ehrlich, ich würde mir ja wünschen, du machst XY, aber das ist natürlich Deine Entscheidung.
- Oder: Ich will ehrlich sein, Du hast die Wahl zwischen X und Y – alles andere ist bereits festgelegt und liegt nicht mehr in unserem Entscheidungsspielraum.
Wenn der andere definitiv keine eigene Wahl hat, kannst Du ihm nur eine klare Anweisung erteilen und diese -um die Aufgabe zu erleichtern – mit den ersten Fragen zur Motivation begleiten, so dass der andere evtl. tatsächlich Gründe findet, diese Aufgabe (mit mehr Freude) zu erledigen – jedoch sollte klar sein, dass er es so oder so machen muss!
Du kannst das Ganze natürlich auch auf DICH SELBST anwenden. Dazu schreibst DU Dir die Antworten am besten auf und nimmst Dir ein bisschen ungestörte Zeit dafür!
Und so geht’s: Die 6 Schritte im Überblick
Einzelne Schritte mit Erläuterung:
Die ersten 3 Fragen dienen zum Finden von Gründe für eine Veränderung – bzw. für den ersten Schritt dorthin.
- Der Prozess beginnt mit einer einfachen Frage: „Warum könnten Sie sich ändern* wollen?“ (*die gewünschte Veränderung formulieren, z.B. warum könnten Sie zukünftig mit der Bahn fahren wollen?)
…dient dazu, Gründe des Gegenübers für eine Veränderung zu finden. Darauf achten, dass er “SEINE” Gründe findet und nicht Deine oder andere Erwartungshaltungen übernimmt. Zur nächsten Frage gehen, wenn beide das Gefühl haben, den Kern der (gegenwärtigen) Motivation gefunden zu haben.
- Frage: „Wie groß ist Ihre Bereitschaft, sich zu ändern – auf einer Skala von 1 bis 10, wobei die 1 für „überhaupt nicht bereit“ und die 10 für „vollkommen bereit“ steht?“
Grad der Motivation feststellen…oft stellt sich die Motivation als viel höher als erwartet heraus. Gründe dafür sind,
- dass schon die Frage, warum man etwas Bestimmtes tun wollen könnte, die entsprechende Motivation, es zu tun, steigert UND,
- dass ein Mensch, der sich nicht unter Druck gesetzt fühlt, ungewöhnlich motiviert reagieren kann. Die konkret gewählte Zahl ist für die Umsetzung nicht so wichtig wie die Tatsache, dass keine kleinere Zahl gewählt wurde. Hier ist also latent ein positiver Antrieb vorhanden.
- Frage: „Warum haben Sie keine kleinere Zahl genommen?“
…dient dazu, die Gründe der eigenen Motivation noch zu vertiefen. Beharrt jemand aber auf der Zahl 1, kann man
1) einen kleineren Veränderungs-Schritt anbieten
oder
2) fragen, was es erfordern würde, um aus der 1 eine 2 zu machen. Egal wie die Zahl am Ende aussieht, sie zeigt an, dass der Klient zumindest teilweise zu einer Veränderung bereit ist. Studien zeigen: Die Angabe einer höhere Zahl, zieht nicht öfter eine Veränderung nach sich, als eine kleinere Zahl. Was zählt, ist, dass überhaupt eine Zahl angegeben wird!
- Frage: „Stellen Sie sich vor, Sie hätten sich verändert. Was wären die positiven Resultate?“
…die Bereitschaft zur Veränderung bestärken, z.B. indem der Andere sich das Ziel / den nächsten Schritt / die angestrebte Veränderung als bereits erreicht vorstellt. Das kann schon im Vorfeld Befriedigung und Begeisterung auslösen.
- Frage: „Warum sind Ihnen diese Resultate wichtig?“
dient dazu, die Gründe, warum der Andere die Änderung umsetzen könnte, noch eingehender zu erkunden. Zuerst könnten ziemlich allgemeine, unpersönliche Antworten kommen. Um persönlichere Gründe freizulegen, kannst Du die „Technik der fünf Warums“ verwenden, d.h. nach der ersten Antwort wird noch 5 x nachgehakt.
Oft kommt dann noch eine viel tiefer empfundene Motivation zum Vorschein, die die Chance auf eine Veränderung entsprechend erhöht.
- Frage: „Was ist, wenn überhaupt, der nächste Schritt?“
Jetzt geht es das erste Mal um das “WIE” der Veränderung. Es geht darum, einfache, leicht zu bewältigende nächste Schritte hin zur gewünschten Veränderung zu wählen, deren Verwirklichung weiter ermutigt.
>> Du musst diese Grundstruktur natürlich auf deine Situation anpassen und selber beurteilen, wie intensiv du welche Teile nutzt. Du kannst mich dafür natürlich gerne ansprechen!
Tipp & Abkürzungen 😉
Du kannst mit dieser Methode einfach mal “spielen” und das Ausprobieren, was bei Dir am besten funktioniert.
Mit Mitarbeitern und Kollegen ist das Ganze eher förmlicher und Du musst einschätzen, wie tief Du gehen darfts und was Sinn macht.
Mit Kindern reicht manchmal bereits die erste Frage um neue Erkenntnisse über dessen Gründe zu erhalten. Ich hatte da persönlich schon einige Aha-Erlebnisse.
Hier ein Beispiel:
Bei einer geplanten Urlaubsfahrt zu einer Freundin nach Mallorca, freute sich mein jüngerer Sohn bereits riesig, jedoch wollte mein älterer (damals 12- jähriger) Sohn nicht mitfahren. Es wäre zu langweilig, etc., keine Lust…
Zuerst habe ich versucht, es ihm mit Ausflügen, etc. schmackhaft zu machen…ohne Erfolg.
Noch wollte ich nicht „bestimmen“, dass er mitfliegen muss und ich versuchte die Instant Influence Methode. …allerdings am nächsten Tag, um etwas Abstand zu schaffen.
Auf die erste Frage, „Falls Du Dich doch entscheidest mitzufahren, warum könntest Du das tun wollen?“ sagte er ganz selbstverständlich: „Nur, wenn ich nicht immer mitgehen muss, wenn ihr Ausflüge macht. Ich will dort selbst bestimmen, was ich tun will.“
Thema durch! …die andere Fragen hatten sich in diesem Fall erledigt…und wir hatten einen wirklich schönen Urlaub!
Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren! Ich freue mich über Fragen und/oder Feedback 🙂